Geschichte

Die Ursprünge

Die ältesten Spuren menschlicher Anwesenheit auf dem Gebiet des heutigen Rumänien reichen etwa 600 000 Jahre zurück. Das Volk der Thraker kamen aus den Steppen nördlich des Kaspischen Meeres und besiedelten ab dem 5. den Karpatenraum, die Balkanhalbinsel und Nordanatolien. Einer dieser thrakischen Völkerstämme ließ sich um 2000 v. Chr. im Donau-Karpatenbecken nieder, die Daker oder Geten. Sie gelten als Vorfahren der Rumänen.

Das Altertum

Im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. gründeten die Griechen an der Küste des Schwarzen Meeres die Handelskolonien Istros (Histria), Tomis (Constanta) und Kallatis (Mangalia). Um 300 v. Chr. entstand im Karpatenbecken ein starkes Reich, welches seinen Höhepunkt im 1. Jahrhundert v. Chr. unter König Burebista (70-44 v. Chr.) erreichte. Zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. (101-102 und 105-106) gelang es den Truppen des römischen Kaisers Trajan (53-117) nach zwei Feldzügen, den dakischen König Decebal und sein Heer zu unterwerfen. Die Szenen dieser “Dakerkriege” sind auf der Trajanssäule in Rom verherrlicht. Das neu eroberte Reich, welches das Gebiet innerhalb und südlich des Karpatenbogens umfasste, bildete nun die römische Provinz Dacia. Das Land wurde von römischen Kolonisten besiedelt und sprachlich und kulturell von dem römischen Reich geprägt. Nach etwas mehr als 150 Jahren jedoch, im Jahre 271 zog sich Kaiser Aurelian vor den einfallenden Goten auf die Donaugrenze zurück. In den folgenden Jahrhunderten wurde das heutige Gebiet Rumäniens von Hunnen, Gepiden, Awaren, Petschenegen, Kumanen und Tataren durchzogen und zeitweilig besetzt. Den größten Einfluss hatten jedoch die Slawen, welche im 6. Jahrhundert das ehemalige Dakien durchziehen. Die Zeit bis zur Jahrtausendwende gilt allgemein als “dunkle Zeit” in der rumänischen Geschichtsschreibung, da es sehr wenige Quellen für diesen Abschnitt gibt. In dieser Zeit ist die große historische Kontroverse über die Entstehung des rumänischen Volkes (die Ethnogenese) beheimatet. Die Kontinuitätstheorie besagt, dass auch nach der Aufgabe der römischen Provinz Dacia dauerhaft nördlich der Donau eine dakisch-romanische Bevölkerung verblieben sei, aus der zwischen dem 6. und 10. Jahrhundert die heutigen Rumänen hervorgegangen seien. Dem gegenüber steht die Migrationsthese, wonach die Ethnogenese der Rumänen südlich der Donau stattgefunden habe und diese Bevölkerung erst nach der Landnahme Siebenbürgens durch die Ungarn (9. Jh.) eingewandert sei.

Die drei Fürstentümer: Siebenbürgen, Walachei und Moldau

Im 9. und 10. Jahrhundert wurde Südosteuropa schrittweise christianisiert. Es entstanden die Königreiche Bulgarien, Serbien (beide unter kirchlichem Einfluss von Byzanz) und Ungarn, zu dessen Herrschaftsgebiet das heutige Siebenbürgen (Transsylvanien) gehörte. Im 12. und 13. Jahrhundert holte der ungarische König Geza II. deutsche Siedler aus der Rhein-Mosel Gegend nach Siebenbürgen, um die Ostgrenze zu sichern und um Handwerkskunst und Urbanisierung voranzutreiben. Die Gründung der Städte Hermannstadt (rum. Sibiu/ ung. Nagyszeben), Kronstadt (rum. Brasov/ ung. Brasso) oder Schäßburg (rum. Sighisoara/ ung. Segesvár) geht auf diese Zeit zurück. Siebenbürgen entwickelte sich als Teil des mittelalterlichen Königreichs Ungarn bis zur vernichtenden Niederlange der Ungarn bei Mohacs 1526 durch das osmanische Heer Süleymans I. Ungar zerfiel und Siebenbürgen wurde ein Fürstentum unter der Oberhoheit des Osmanischen Reiches. Nach dem Sieg über die Osmanen vor Wien (1683) versuchte Siebenbürgen vergeblich, sich des wachsenden Einflusses Österreichs zu erwehren. Ende des 17. Jahrhunderts wurde Siebenbürgen Teil der Habsburgermonarchie. Nach dem Ausgleich 1867 und der Entstehung der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn wurde es der ungarischen Reichshälfte zugesprochen und nach dem Ersten Weltkrieg schließlich dem Königreich Rumänien einverleibt.

Im 14. Jahrhundert bildeten sich die Fürstentümer (Woiwodschaften) Walachei (1330) und Moldau (1354), zunächst noch unter dem Supremat des Königreichs Ungarn heraus. Mit dem Vormarsch des Osmanischen Reiches nach Nord-Westen, setzten sich die Fürstentümer zwar heftig zur Wehr, konnten aber schließlich nur gegen Tributzahlungen, Heeresfolge und Mitspracherecht der Osmanen bei der Thronfolge eine gewisse Autonomie bewahren. Im Kampf gegen die Hohe Pforte taten sich in der Walachei besonders Mircea cel Batran (Mircea der Alte reg. 1386-1418) und Vlad III. (reg.1448/1456–1462/76) der den Beinahmen Tepes (der Pfähler) trug, wegen seiner bevorzugten Hinrichtungsmethode, der Pfählung. Als zweiten Beinamen führte er Draculea, was soviel heißt wie Sohn des Drachen, weil sein Vater Vlad II. Mitglied des Drachenordens war, einem Ritterorden zum Schutz des Christentums. Von “Draculea” lässt sich der Name der Romanfigur von Bram Stoker mit etwas Phantasie ableiten. Die Moldau erlebte während der Regierungszeit von Stefan cel Mare (Stefan der Große reg. 1457-1504) ihren kulturellen und politischen Höhepunkt. Eine Vielzahl von befestigten Kirchen und Klöstern entstammen seiner Stiftung. Im Jahr 1600 gelang es dem walachischen Fürsten Mihai Viteazul (Michael der Tapfere reg. 1593-1601) für weniger als ein Jahr die Walachei, die Moldau und Siebenbürgen im Widerstand gegen die Osmanen zu vereinigen. Es folgten zwei Jahrhunderte endloser Konflikte, in denen das Gebiet zum Kampfplatz christlicher und muslimischer Gegner, von Osmanen, Ungarn und Russen wurde. Anfang des 18. Jahrhunderts setzte der Sultan in der Walachei und in der Moldau so genannte Fanarioten ein. Diese waren griechische Aristokraten aus dem Stadtteil Fanar in Istanbul, welche im Namen des Sultans Herrschten und die Fürstentümer ausbeuteten.

Rumäniens Geburt

Der 1821 von Tudor Vladimirescu angeführte Aufstand scheiterte zwar, führte aber zur Absetzung der Fanarioten zu Gunsten von einheimischen Fürsten, jedoch immer noch unter türkischer Oberhoheit. Der Zerfall der osmanischen Macht ermöglichte dem Zarenreich eine ausgedehnte Offensive auf dem Balkan. Die Russen besetzten 1824-1834 beide Fürstentümer und machten noch 20 Jahre danach ihren Einfluss geltend. Die Revolution von 1848, begünstigt vom wachsenden wirtschaftlichen Gewicht des Bürgertums und der Niederlage Russlands im Krimkrieg 1856, brachten die Schutzherrschaft ins wanken. 1859 wählten Moldau und Walachei nacheinander Alexandru Ioan Cuza zum Herrscher, der die beiden Länder in Personalunion vereinigte und zwei Jahre später den neuen Staat Rumänien mit der Hauptstadt Bukarest ausrief. Cuza unternahm unter anderen eine Bodenreform, musste jedoch auf Druck der Bojaren abdanken. Als neuen Fürsten holte man 1866 Karl von Hohenzollern-Sigmaringen, der das Land 1877-78 an der Seite Russlands in einen siegreichen Krieg gegen die Türken führete. Auf dem Berliner Kongress von 1878 wurde die Unabhängigkeit Rumäniens anerkannt, dem im Austausch gegen Südbessarabien die Süddobrudscha zufiel. 1881 würde das Königreich proklamiert und Karl bestieg als Carol I. von Rumänien (1866-1914) mit seiner Frau Elisabeth (geb. zu Wied) den Thron.

Die Weltkriege

Auf König Carol I. folgte 1914 sein Neffe Ferdinand I. Zwei Jahre später trat Rumänien auf der Seite der Entente in den 1. Weltkrieg ein, worauf deutsche Truppen Bukarest besetzten. Bei Kriegsende gehörte das Land jedoch zu den Siegermächten und erhielt bei den Versailler Verträgen 1918-19 Bessarabien, die Bukowina und Transsylvanien zugesprochen, womit sich sein Staatsgebiet verdoppelte. Anfang der 20er Jahre wurde eine umfassende Agrarreform durchgeführt und eine neue Verfassung in Kraft gesetzt. 1925 verzichtete Kronprinz Karl auf den Thron und begab sich mit seiner geliebten ins Exil. Für seinen fünfjährigen Sohn Mihai übernahm1927 nach dem Tod Ferdinands I. ein Regentschaftsrat die Staatsführung. 1930 kehrte Karl nach Rumänien zurück und ergriff als Carol II. von Rumänien den Thron. 1938 führte er eine “Königsdiktatur” ein, welche den Parlamentarismus nach und nach abschaffte. Ministerpräsident Armand Calinescu wurde, wie 1933 schon einer seiner Vorgänger, durch Angehörige der Eisernen Garde, einer faschistischen Bewegung, ermordet. Im 2. Weltkrieg annektierte die Sowjetunion im Juni 1940 Bessarabien und die Nordbukowina, und zwei Monate später musste Rumänien auf Druck der Achsenmächte das nördliche Siebenbürgen an Ungarn und die Süddobrudscha an Bulgarien abtreten. Carol berief am 4. September 1940 den Kriegsminister General Ion Antonescu an die Macht, dankte zwei Tage später ab und verließ das Land endgültig. Antonescu übte, zuerst auf die Eiserne Garde gestützt, eine diktatorische Herrschaft aus. Rumänien schloss sich dem Dreimächtepakt an und trat 1941 auf der Seite Deutschlands in den Krieg gegen die Sowjetunion ein. Im selben Monat kam es in Iasi (Moldau) zum ersten Pogrom gegen die Juden. Im August 1944. als beim deutschen Rückzug an der Ostfront die sowjetischen Truppen schon die Landesgrenze überschritten hatten, ließ der König Antonescu und die gesamte Regierung verhaften. Rumänien wechselte die Seite im Krieg und wandte sich gegen seinen bisherigen Verbündeten, Deutschland. Ende August marschierte die Rote Armee in Bukarest ein. Von den 1940 verlorenen Gebieten erhielt das Land nur den Norden Transsilvaniens zurück.

Rumänien im Kommunismus

Anfang 1945 besetzten die Kommunisten Rathäuser und Präfekturen. Moskau erzwang die Bildung einer sowjetfreundlichen Regierung mit Petru Groza an der Spitze. Im November 1946 erhielten die Linksparteien bei manipulierten Wahlen 80% der Stimmen und im Dezember 1947 wurde die Volksrepublik ausgerufen. König Mihai I. wurde gezwungen abzudanken und verließ das Land. Unter der Führung von Gheorghe Gheorghiu-Dej begannen nach sowjetischem Muster die Verstaatlichung der Industrie und die Kollektivierung der Landwirtschaft. Nach dem Tod Stalins 1953, kam es zu Spannungen zwischen Moskau und Bukarest, welches eine Distanzierung von Russland anstrebte. Als “Belohnung” für die Zusammenarbeit mit der Sowjetunion in der Zerschlagung des Aufstandes in Ungarn 1956, wurden 1958 die russischen Truppen aus Rumänien abgezogen.

Die Jahre unter Ceausescu

Nachfolger von Gheorghiu-Dej als Generalsekretär der Kommunistischen Partei (1965) und Vorsitzender des Staatsrates (1967) wurde Nicolae Ceausescu. Zunächst führte er eine Politik der relativen Öffnung und weigerte sich, während des >>Prager Frühlings<< am sowjetischen Einmarsch in die Tschechoslowakei teilzunehmen. Nach einem Staatsbesuch in China 1971 brachte Ceausescu jedoch seine eigene Version der Kulturrevolution in Gang. Gestützt auf strenge Zensur und die Geheimpolizei, die gefürchtete Securitate, führte der selbsternannte “Conducator” (Anführer) mit dem Mitwirken seiner Frau Elena im Laufe der Jahre eine Schreckensherrschaft ein. Vor allem seit Beginn der 80er Jahre war der Zusammenbruch der Volkswirtschaft offensichtlich und der Mangel an Grundversorgungsgütern wurde für die Bevölkerung unerträglich. Nach dem Mauerfall und der Wende in anderen Staaten des Warschauer Paktes, kam es im Dezember 1989 zur Rumänischen Revolution. Die Demontrationen begannen am 17. Dezember 1989 in Temeswar/ Timisoara und verbreiteten sich nach und nach im ganzen Land. Die Gewaltreaktion der Armee forderte mehr als Tausend Tote. Das Ceausescu-Regimes endete mit einem Schauprozess und der Verurteilung durch ein Militärgericht, worauf die Erschießung des Herrscherpaares am 25. Dezember 1989 folgte.

Stationen zur Aufnahme in die Europäische Union

1980      als erster osteuropäischer Staat unterzeichnet Rumänien ein Präferenzabkommen

1980er    ökonomischer Niedergang in der Ceausescu-Diktatur

1990        nehmen die EG und Rumänien diplomatische Beziehungen auf

1991        unterzeichnet Rumänien ein Handels- und Kooperationsabkommen

1993        Assozierungsabkommen über Handel mit der EU

1995        stellt Rumänien als vierter ehemaliger Ostblockstaat offiziell den Antrag zur EU-Aufnahme

1997        EU-Gipfel in Luxemburg, Rumänien erhält den Status eines Beitrittskandidaten

1999        EU-Ratsgipfel in Helsinki beschließt die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen

2002        Aufhebung der Visumspflicht für rumänische Bürger im Schengenraum

2003        Rumänien und Bulgarien werden von den 10 EU-Anwärter-Staaten abgekoppelt

2004       29. März: Rumänien und Bulgarien werden NATO-Mitglieder

2004 8. Dezember: Rumänien schließt die EU-Beitrittsverhandlungen ab

2005        13. April: 497 EU-Parlamentarier stimmen für den Beitritt, 93 dagegen, 71 Enthaltungen

2005        25. April: Unterzeichnung des Vertrags über den EU-Beitritt Rumäniens und Bulgariens

2006        Bundestag ratifiziert den EU-Beitritt Rumäniens: 551 für, 12 dagegen, 10 Enthaltungen

2007        1. Januar: EU-Beitritt (zusammen mit Bulgarien)